wie zwei verlierer die welt retteten.

Jasmine

für jennifer 
deine vergebung. 
dein glauben an mich. 
und deinen optimismus. 
für mich lebst du
für immer. 

für cosita. 
du bist meine seele. 


Jetzt bin ich länger von dir getrennt, 
als wir zusammen waren. 
Zwölf mal Weihnachten, zwölf mal Vorsätze für das neue Jahr.
Und ich schon zwei mal in Langzeittherapien.
Fünf mal Psychiatrie, fünf mal Entgiftung.
Eine Überdosis. Einmal gestorben. 
Das lange Gedicht über das kurze Leben 
eines wandelnden Toten. 

Im Sommer war das Fenster meines Zimmers offen.
Du hast auf dem Fensterbrett gesessen und Harry Potter gelesen.
Im Sonnenschein. Während mir im Schatten verborgen meine Kindheit hochkochte,
meine Arbeit auf der Intensivstation dazukam, wie sich alles
in einer hemmungslosen Sucht vermischte.
Das lange Gedicht über ein zerstörtes Leben.

Während ich in die Hände von Krankenschwestern weinte,
hast du ein Kind bekommen.
Während ich mit Naloxon wiederbelebt wurde, 
hast du studiert.
Das Beste in den letzten zehn Jahren?
Die Katze die ich aus der Messie - Wohnung rettete.
Eine Katze die so schwer gequält wurde, 
dass sie nicht miauen kann. 
Eine Katze die mich dann rettete. 
Ein Leben für ein Leben. 

Der Tod eines Tages, der stille Anbruch der Nacht. 
Mit einer Taschenlampe eine Vene finden. 
Am Bahnhof lief ein junges Mädchen barfuß über die Steine.
Ein langer Mantel den sie zuhielt. Da drunter war sie nackt.
Ihr liefen Tränen über das Gesicht. 
Alle paar Meter sprach sie Leute weinend nach Geld an.
Und ich war schon so weit, dass ich mir nicht sicher war
ob sie da vielleicht gerade einen Trick abzog.
Aber sie war unter ihrem Mantel nackt. Und die Tränen wirkten so schrecklich ehrlich.
Das Anbrechen der Nacht und der leise Schlaf einer Prinzessin zwischen Mülltonnen.

Als ich gestorben bin, war das wie Einschlafen. Wie mit dir Händchen halten.
Ich fand das alles in einer zwei Milliliter Spritze. Praktisch verpackt.
Mich selber zerstören, weil dann mach ich es ja selber. 
Und niemand anders.
Nur ich bestimme das. Da redet mir niemand rein.
Ich mach das alles alleine. 
Sind das Geschichten die dich interessieren?
Ich will dir nur schnell erklären, wie es dazu kommen konnte.
Mein Leben als immerwährender Autounfall.
Ich gab alles auf. 
Nach 30 Jahren war ich es leid zu fühlen.
30 Jahre voller Wut, Enttäuschung und Trauer.
Wenigstens fünf Jahre war ich frei.

Der Tod eines Menschen, die Ankunft der Sanitäter. Wegrennen bis ich kotzen musste.
Herz und Schulter gebrochen. Aber Vene gefunden. Selbst mit Blaulicht.
Sogar unter Rotlicht. Diese Frauen waren nicht wie du. Die waren gezeichnet.
Sich selbst erschaffen. Scharfe Wangenknochen. Traurige Augen, aber super Stoff.
Fentanylpflaster mit fünfzig Euro Scheinen rauchen. 
Dumpfes Poltern im Nebenraum.
In einem Dorf vor Hamburg wollten sie mir kalt den Affen und Teufel austreiben.
Ich weine für immer. Für immer werde ich dort bettelnd liegen. Infusionen im Arm.
Weil ich nicht aufhören konnte mich zu übergeben. Beim Entlassen die Warnung.
Zuviel könnte jetzt den Tod bedeuten. 
Ist das ein Versprechen? Dann wäre es ja für immer vorbei.
Ein verführerisches Angebot, der Tod als hübsche Frau.

Ich werde für immer dort sein. Im Raucherbereich.
Im Raucherbereich vor der Psychiatrie.
Unter dem Dach, vor dem Eingang. Links daneben.
Am Aschenbecher, ein Aschenbecher der qualmt.
Umgeben von laufenden Toten. Dummes Gerede.
Langsamer dicker Regen, alles wird zu Brei.
Alles wird zu Matsch in der Psychiatrie.
Ich werde für immer dort sein. Für immer im Zweibettzimmer.
Mit den weißen Wänden. Kleines Badezimmer. Keine Spiegel.
Keine Haken. Keine scharfen Kanten.
Regeln befolgen. Aktivitäten abhaken lassen. Zitternd auf 07:30 warten.
Für zehn Milliliter Methadon fröstelnd auf dem Stuhl sterben.

Für immer werde ich neben ihr sitzen. Neben der schwangeren Frau.
Auf dem Sofa das nach nassen Handtüchern stinkt.
Ihr runder Bauch, und dann helfe ich ihr die Nadel zu suchen.
"Das Baby zieht locker zehn Milliliter Methadon, ich brauch mindestens zwanzig damit ich dicht bin."
Und während ich mich besser als sie fühlen wollte, da fiel es mir ein.
Ich stehe nicht über, ich sitze neben ihr, der gleiche Beutel Schore.
Dieselbe Spritze. 
Dieselbe Nadel. 
Blutsbruder 
und 
Blutsschwester für immer.

Da sitze ich nachts. Wieder in der Psychiatrie.
Weinend. Weil die Beine nicht aufhören zu krampfen.
Weil alles so ungerecht ist. 
Weinend. Weil alles scheiße und alles andere so toll ist.
Ich kann den Erinnerungen nicht entkommen.
Der Nebel lichtet sich
und ich erinnere mich an alles.
Das nackte Mädchen am Bahnhof,
die Crackjunkies auf dem Boden
wild suchend. Im Dreck wühlen, weil sie sich einbilden einen Stein gesehen zu haben.
Manche Menschen suchen ein Leben nach der Erkenntnis wer sie sind.
Ich weiß ganz genau wer ich bin.
Und es macht mich wahnsinnig.
Ich liege auf dem Boden.
Weinend. Heulend. Schluchzend.
Der abstinente Junkie auf dem Cover eines Groschenromans.
Angewidert von den Klischees und der Wahrheit dahinter.
Ich kann alles fühlen, riechen, schmecken und erleben.
Aber ich will dieses Leben doch gar nicht.
Während du den Bauernhof deiner Familie sanierst, bin ich fasziniert von der Steckdose.
Die ist so fest in der Wand. Wenn ich den Stecker ziehe, kommt die Fassung nicht mit raus.
Dinge können auch funktionieren.
Ich liege auf dem Boden und starre auf die Steckdose.
Dinge müssen nicht kaputt sein. Wieso ist das so?

Der frische Neubeginn eines Straftäters, 
die Einträge mit Zitronensäure geschrieben.
Meine Güte. 
Wie gut du gerochen hast.
Wie du lachen konntest.
Der Junkie vor Gericht und die Mutter die die Welt bereist.
Den Karren an die Wand gefahren 
und den Schrotthaufen noch als ich drin saß verkauft.
Ein Märchen am Bett erzählt und tausend Jahre geschlafen.
In der Morgenrunde muss ich fragen, was denn passiert
wenn ich von Straftaten berichte.
In der Morgenrunde bin ich müde und wütend.
Weil ich am meisten leide und alles besser weiß.
Alles besser wissen ist anstrengend.
Ich sage "Never trust a junkie." und
der Therapeut fragt ob ich mir selber nicht trauen würde.
"Mir am wenigsten."
"Das ist aber traurig."
Ich sage "Das ist vielleicht traurig, aber das ist wahr."

Ein Jahr lang. Ein ganzes Jahr lang bin ich jeden Morgen um acht Uhr beim Arzt.
Stehe mit stinkenden und Kiefer mahlenden Menschen in einer Schlange.
Hier ein Becher. Bitter. Zwei Stunden später hört das Schwitzen auf.
Oder auch im Mund behalten, in Flasche spucken und für Schore weiter verkaufen.
Rivotril, Pregabalin / Lyrica, Fentanyl, Hydromorphin / Palladon,
Diazepam, Bromazepam, Oxazepam, Alprazolam / Xanax, 
Lorazepam / Tavor, Methadon / Pola, Kokain / Crack / Steine,
Das hat mich so hart gemacht. Glaubst du mir Jasmine?
Ich bin so hart, dass ich einen Stein im Kopf habe, 
ein Stein der niemals von meinem Herzen fiel, sondern sich in meinen Kopf setzte.
So hart, dass ich Frauen verkaufe, so hart dass ich Schwangeren ihr Gift verkaufe.
Für immer, bis in alle Ewigkeit - hart.
Wie geht das weg?

Ich weiß nicht ein und nicht aus. Wie kann ich wieder normal sein? Nicht mehr so hart sein?
Wie kann ich das wegmachen?
Drehe mich im Kreis und überlege wie ich Menschen wieder gut finden könnte.
Mit ihnen ins Kino gehen? Ihnen nicht erzählen was am Bahnhof passiert?
Für mich behalten was mich bewegt und im Kreis dreht? Lächeln und es so meinen?
Sag mir, wie geht das weg? 
Wie geht das weg, als ich am Kanal saß. Zum ersten Mal an der Pfeife ziehe.
Stein rauchen. Der Zug rattert durch meinen Schädel. Alles explodiert.
Ich verstehe sofort wieso sie sich dafür kaputt machen, ich verstehe es bis heute.
Ich realisiere sofort, ich darf das nie wieder machen. Heroin muss reichen.
Wenn ich auf Steine komme, ist alles verloren. Aber wie geht das weg?
Ich musste hart sein. Wie werde ich normal?
Wenn mir Menschen die Hand geben, starre ich beeindruckt auf ihre gesunden Venen.
Wie geht das weg?

Wie kann ich diese Steckdose endlich akzeptieren? Sie ist so fest in der Wand.
Letztes Jahr, da wo ich war, kam sie mit dem Ladekabel raus. 
Und jetzt funktioniert alles. Nur nicht ich.
Wieso bringt mich diese scheiß Steckdose zum Heulen? Im Badezimmer.
Da ist eine Heizung unter dem Boden. Mir ist immer angenehm warm.
In der Morgenrunde soll ich sagen wie es mir geht und kann nicht.
Weil mir die Worte dafür fehlen, was ich gesehen, getan, gespritzt, geraucht
und gezogen habe. Was ich zugelassen, veranlasst und gestohlen habe.
Die drei Frauen in meiner Wohnung, die harte Arbeit und die normalen Männer.
Ich hasse sie alle für immer. Für immer werde ich dort sein und sie hassen.
Da hilft auch keine Morgenrunde, keine Einzeltherapie.
Das sind keine Zeitmaschinen. Da ist nichts rückgängig zu machen.
Meine Geschichte steht dort geschrieben.
Jedes Mal wenn ich etwas sagen will,
dann muss ich weinen.
Muss weinen weil alles so schwer und traurig ist.
Und in dieser Gruppe soll ich Dinge erzählen,
die mich zum Monster machen.
Weil ich Dinge tat, Dinge zuließ 
die normale Menschen verurteilen.
Wenn ich dafür in die Hölle gehe,
dann kann es nicht schlimmer sein,
als mich in die Abstinenz zu kämpfen.

Als ich gestorben bin, hab ich geweint. Weil ich mich so alleine fühlte.
Ich ließ niemanden anrufen, mein Notfallkontakt war mein Dealer.
Das Traurige war mein Geheimnis. Eine Sünde es jemandem zu beichten.
Nie in meinem ganzen Leben fühlte ich mich besser. Bevor ich wegdriftete.
Wie im Film. Wie im Buch. Ruhe. Einschlafen und im traumlosen Nichts verschwinden.
Das Aufwachen tat weh.
Aber diese scheiß Steckdose. Dieses scheiß Fußbodenheizung. 
Wieso funktioniert alles, außer meinem Herzen? 

Die Ballade von Heroin, das Liebeslied über Schore. Jetzt bist du nicht mehr meine Ex-Freundin.
Jetzt hab ich auch noch Heroin verloren. Die Nacht mit den Träumen die sie bringt.
Für immer wieder träumen. Jeder Traum ist ein Alptraum. Jeder Gedanke tut weh.
Freunde die ich verlor, Mittäter die ich gewann. Dreißig Euro für den Nachmittag.
Hast du schon einmal gebettelt? Ich meine nicht um etwas gebeten zu haben?
Richtig gebettelt? Mit Tränen in den Augen. Schluchzend und verzweifelt.
Das Pflegepersonal anflehen, damit sie dir etwas geben.
Damit das alles endlich aufhört.
So will ich es doch nicht haben.
Wieso geht das nicht einfacher?
Ich habe so oft abgebrochen, so oft aufgegeben.
Und jetzt hab ich es geschafft.
Aber wie soll ich darauf stolz sein,
wenn jeder normale Mensch es schafft nicht süchtig zu werden.

Alles in deinem Leben was nicht gut war, alles was nicht funktioniert hat, das war ich.
Mit Absicht keine Mutter werden, Beziehung und Schwangerschaft beenden.
Und so fing ich damit an mit Dingen aufzuhören.
Unsere Beziehung ein Countdown für mich. Als es piepte rannte ich los.
Die Biographien der Straßen, in stinkenden Mülleimern wühlen die mal Menschen waren.
Ich habe dich so sehr vermisst, überall gesucht und nicht gefunden. 
Was ich fand, waren Sätze für dieses Gedicht. Es reimt sich nicht.

Immer wieder ich und nie wieder du.
Eine ganze Autobiographie geschrieben von einem halben Menschen.
Statt Blut hab ich jetzt schwarzes Gift in den Venen.
An guten Tagen auch in den Lungen.
Aber sonst gibt es nichts zu tun.
Denn so machen das kranke Menschen.
Sie fixieren sich auf Dinge, die für andere nicht wichtig sind.
All die Freundschaften, die Running Gags, ganze Universen schon vergessen.
Während ich mir eure Namen in den Arm spritze,
werden Familien gegründet.
Sieh mich wie ich bei der Caritas in der Privataudienz 
um 
Privatinsolvenz bitte.
Vergiss nicht wie ich soviel kotzen musste,
dass meine Lippen sich häuteten. Rohes Fleisch dank der Magensäure.
Umgeben von den schönsten Frauen der Stadt.
Dabei sind es alles nur Nutten und ich die Größte von ihnen.
Darf ich vorstellen, der Rest meines Leben.
Ich baute mir etwas auf und zerstörte es dann mit aller Sorgfalt.

So geschah es. Zehn Jahre lang nichts geschrieben. Keine Gedichte.
Keine Kurzgeschichten. Dann der Entzug. Fünf Anläufe. Drei Jahre verschwendet.
Brüllend auf Krankenhaustoiletten gelegen. Auf den Fliesen. Auf diesen kalten Fliesen.
Krampfende Beine, Krämpfe im Bauch. Vier Tage wach und immer wieder Krämpfe.
Ich solle mir das gut merken, damit ich ja nicht wieder anfinge. Aber ich lerne keine Lektionen.
Nein, nein. Ich starre diese Steckdose an.
Wie kann es sein, dass eine Steckdose so gut installiert wird. Soviel Sorgfalt.
Kann ich auch ein Leben mit festen Steckdosen führen?
In der vierten cleanen Woche, nach drei Jahren Heroin, dachte ich es bleibt für immer.
Die Angst, der Ekel vor meinem Körper, die Gänsehaut. Der Schweiß.
Irgendwann wurde es besser. Irgendwann hört alles auf. 
Also schrieb ich diesen Text. Wer weiß wie viel Zeit mir bleibt.
Für immer, für alle Ewigkeit die Angst vor einem neuen Countdown.

Die Spritze in der Hand, die zur Waffe am Kopf wurde, traf nie ihr Ziel.
Es war nie genug. Es war höchstens knapp daneben. Kurz davor gescheitert.
Diese schrecklichen Krankenhäuser, mit diesen schrecklichen Betten,
in denen ich für immer liegen werde. Ich werde dort niemals rauskommen.
Für immer Patient. Für immer fast geheilt. Oh und schon wieder nicht geschafft.
Entlassungsbrief ungelesen in den Mülleimer.

Meine Katze heißt Cosita. Und als ich keine Gründe mehr hatte.
Keine Gründe mehr zum Leben fand, da fand ich Cosita.
Wenn ich nachts hochschreckte, nicht mehr schlafen konnte,
kletterte sie rüber zu mir und schlief auf meinem Brustkorb ein.
Eine Katze rettete mir das Leben. 
So schliefen Cosita und ich ein Jahr aufeinander ein. 
Ihr leises Schnurren an meinem Hals. Dankeschön.

Aber das Schlechte bleibt. Schwarze Farbe zerstört bunte Bilder.
Wie bekomme ich das weg? Wie höre ich auf? Habe ich aufgehört?
Ist in mir noch eine letzte Runde? Noch einmal jeden Tag 120 Euro besorgen?
Manchmal bin ich dankbar für die Sucht. Meine beste Freundin.
Ohne sie wäre ich an mir selber gestorben. Aber wohin mit den Erfahrungen?
Mit dem Wissen wie Menschen sein können? Wie hart das Leben wirklich ist?
Ich kann das alles nicht vergessen.

Ich kann nicht aufhören zu fragen, wie das weggeht.
Für immer in der Schule mit einer Frage melden.
Wie kann ich so furchtbar süchtig sein?
Zu wenig Stoff? Kein Problem.
Mit Wasser in der Spritze aufziehen,
in den Arsch stecken,
und abdrücken.
Anale Injektion wenn das Geld und die Würde knapp werden.
Ich habe es gern getan. Habe mich gefreut als es klappte.
Denn der Affe sprang mir nicht in den Nacken.
Wenigstens für vier Stunden Ruhe. Dicht bis in die Augen.

Das bist ja nicht nur du. Eine ganze Generation hat sich entwickelt. 
Therapeuten wollen erörtern wieso ich so wütend bin,
während meine ehemaligen Schulkameraden Therapeuten werden.
Wie geht das weg? Mit blutenden Armen die Nadel im Heuhaufen vergessen.
Dein Studium ist abgeschlossen und ich träume davon eine Vene zu finden.
Für immer den Arm abbinden. Für immer die Nadel im Heuhaufen.

Ehemalige Freunde, aktuelle Bekannte, alle fragen mich 'Wieso hast du das gemacht?'.
'Warum bist du bloß so schrecklich süchtig?'
'Wieso kannst du nicht aufhören?'
'Wieso?'
Die Antwort ist so einfach wie schwierig. Ich wollte nicht mehr leben und hatte Angst vor dem Tod.
Der Schmerz, das Trauma, ist mit Worten nicht zu erklären. 
Was soll ich dir von einem Vater, der mich an die Wand drückte, erzählen?
Soll ich dir davon erzählen, wie ich gequält wurde?
Fotoalben zeigen von meiner zusammengeschlagenen Mutter?
Dir die alte ewig gleiche Geschichte vom prügelnden Vater aufsagen?
Wie es ist, wenn sich die Eltern betrunken anschreien?
Oder noch besser?
Möchtest du wissen, wie schlimm Teenager aussehen wenn Lastwagen über sie fahren? 
Für immer überforderter Intensivpfleger sein.
Soll ich beschreiben, wie das niemals aufhören wird?
Wie Blut stinkt, so dass du kotzen musst?
Ich kann dir erzählen, wie Menschen schauen wenn sie plötzlich erkennen dass sie sterben werden.
Wie sie betteln, weinen, schluchzen und nach ihrer Mama fragen. 
Wie junge und alte Ehepaare vor dir stehen und du den Kopf schütteln musst. 
Weil die Reanimation nicht erfolgreich war. 
Kleine Kinder die an ihrem Blut ersticken, 
während du am Bett stehst und Gott bittest wenigstens heute zu helfen.
Weil zu wenig Ärzte da und die meisten im OP sind, 
mein Finger steckt in der Aorta einer 19 jährigen, 
weil die gerissen ist und ich wenigstens fünf Minuten noch durchhalten muss. 
Ich kann dir erklären, dass ich nach zehn Jahren immer noch davon träume dort zu arbeiten. 
Und dass ich manchmal keine Luft bekomme, 
weil ich nicht vergessen kann, wie diese Menschen gestorben sind.
Für immer in der Stadt in eine Ecke stellen und versuchen nicht zu schreien.
Bis in alle Ewigkeit auf Toiletten heulen. 
Ich kann dir gerne beschreiben, wie sich tote Menschen anfühlen.
Wie die Haut dann aussieht. 
Als wäre es nicht echt.
Als wäre ich in einem Film.
Als wäre ich nicht echt. 
Für immer Intensivpfleger. Für immer schuldig.
Willst du wirklich wissen, 
wie ich in der Nachtschicht den Kühlschrank, 
im Pflegezimmer der Intensivstation, 
öffnete 
und eine Nierenschale fand? 
Soll ich dir erklären, 
wie ein toter Fötus, 
ein totes Baby 
in einer Nierenschale aus Pappe aussieht? 
In Worten unter Schluchzen erklären wie schlimm das ist? 
Muss ich vor dir weinen?
Was muss ich dir erklären, 
damit du nicht mehr 'Wieso?' fragst?
Was kann ich tun, 
um dir diese Last nehmen?

Und in der Nacht klopft der Teufel an die Schlafzimmertür.
Klopft für immer, klopft jede Nacht.
Während die Nutten im Zimmer nebenan ficken.
Die Seele schon verkauft.
Steht er da an meiner Tür.
Kein Monster, keine Hörner, keine Ziege.
Der Teufel ist die traurige Geschichte von einem Kind das nie geboren wurde.
Einmal im Leben schlimm genug.
Aber zweimal im Leben? Wie oft willst du dieselbe Geschichte vorlesen?
Der Teufel bringt mir Spritzen, damit ich übers Wochenende komme.
Bringt mir Schore damit ich nicht erfriere und mich totscheiße.
Er ist ein kleines blondes Kind.
Ein kleines blondes Kind, das mich ewig lieben wird.
Und selbst hier, in der Langzeittherapie, klopft es nachts an meine Tür.
Wenn ich ehrlich bin, klopft es hier ununterbrochen an meine Zimmertür.
Die ewige Geschichte vom Teufel, dem kleinen Kind.
Die unendliche Geschichte von der Sucht
die mich bei lebendigem Leibe zerfrisst.
Egal wo ich bin, wo ich sitze, mit wem ich spreche.
Das ewige Kind ist in der Nähe, wartet ab und spielt auf Zeit.
Alle Würfel sind vor meiner Geburt gefallen.
Ich kann nur versuchen dagegen anzukämpfen.
Aber die Sucht bleibt für immer in mir.
Nenn es den Affen im Nacken, den Drachen jagen.
Ist mir egal.

Wenn ich nicht von dir und deinem WG - Zimmer träume, 
dann träume ich davon zu konsumieren. Suche gehetzt die Stadt nach Drogen ab.
Wache auf, bin gelähmt und Besuch von Schattenmenschen. Fühle mich gehetzt,
verletzt und getrieben. Ich bekomme Angst davor vor der Angst Angst zu haben.
Kann nicht mal duschen, weil die Tropfen auf der Haut weh tun.
Ich bekomme den Schmutz sowieso nicht weggewaschen, für immer Gift im Körper.
In Zugtoiletten, in Bahnhofstoiletten, in Toiletten neben Wartezimmern,
selbst bei anderen Menschen zuhause, überall setzte ich mir Knaller.
Dann in diese Spiegel schauen und verstehen.
Ich bin so kaputt, so zerstört, dass selbst wenn ich wieder gesund werde,
etwas in diesen Toiletten von meinem Herzen liegen bleibt.
Das meisten davon liegt eh bei dir, Jasmine.
Ich brauche das gar nicht mehr.
Ich will auch gar nicht reisen, die Welt sehen.
Die Welt ist voller Menschen
und die sind alle gleich.

Der Regen auf den Bremer Straßen. Die Junkies unter der Brücke. Das schnelle Geld.
Schnelles Ficken. Schnelles Klauen. Schnelles Ziehen. Schnelles Abdrücken. Schnelles Abspritzen.
Die Vögel, Tauben, Krähen neben deinem Schlafsack. Neben meiner Bank.
Für immer unter Freunden. Für immer alleine. 
Für immer im Druckraum. Kostenlose Alufolie, Dankeschön. Kostenloses Ziehröhrchen.
Dankeschön für das Dach über den Kopf, und wenn es nur fünf Minuten sind.
Kurze Freundschaften, schnelle Bekanntschaften, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Für fünfhundert Euro Stoff kaufen, 1.500 Gewinn draus machen
und alles wieder in Heroin und dann in die Venen pumpen.
Tausend Millionen Tage habe ich das gelebt,
und irgendwo irgendwie stehe ich immer noch vor dem
Druckraum.
Erschrocken wie weit es gekommen ist.
Eine Sozialarbeiterin die mich mit traurigen Augen anschaut.
Mir Hilfe anbietet und ich lachen muss.

Das alte Gedicht in einem alten Buch und die Linien Heroin auf dem Titel.
Das Comeback in der zwölften Runde mit dem Geist eines Kämpfers.
Und ich wieder in der Psychiatrie. Für immer Psychiatrie.
Der runde Tisch, Sozialarbeiterin, Pflegekraft, Stationsarzt, Chefarzt und ich.
Offensichtlich dass ich die nächste Runde nicht überleben werde.
Danke Herr Doktor.
Ob ich leben wolle?
Ich musste nachdenken.
Wie es sein könne, dass ich da überlegen müsste?
Das Personal besorgt.
"Ist mir scheißegal."
Scheißegal?
Ob ich nicht Gründe für die Abstinenz aufschreiben könne.
Und so nahm ich einen Zettel und einen Stift
und schrieb zitternd den Namen meiner Katze nieder.
Ein grauer Block in flachem Nordland. Alle so besorgt.
Sechs Wochen gestorben. Dann auferstanden.
Entgiftet. Nach drei Jahren geschafft.
Solange meine Katze lebt, solange lebe ich.
Solange Cosita lebt, bleibe ich abstinent.

Dann die Langzeittherapien. Unfassbare Suchtdruck.
Mir selber Ohrfeigen geben. Eiskaltes Wasser über mich kippen.
Stresshocke an der Wand. 
Psychodrama. Ich soll mit meinem Sucht - Ich reden.
"Das mach' ich nicht."
Der Therapeut versteht nicht.
"Mein Sucht - Ich hat zu gute Argumente."
Der Therapeut versteht nicht.
"Aber sie sind doch jetzt hier? Schon so weit gekommen."
Der Therapeut versteht nicht.
"Ja, aber mein Sucht - Ich ist gefährlich. Ich will nicht mit dem reden."
Der Therapeut versteht nicht.
"Aber ihr gesundes Ich hat doch bestimmt bessere Argumente."
Der Therapeut versteht nicht.
"Nein. Mein gesundes Ich hat eine Katze. Mehr kann ich nicht anbieten."
Wie sie mit mir reden. Wie mit einem kleinen Kind.
So vorsichtig als wäre ich aus Porzellan.
"Herr Strenner, machen sie sich das nicht kaputt."
"Herr Strenner, passen sie auf sich auf."
"Herr Strenner, sie sind schon so weit gekommen."
Nach 56 Tagen kann ich immer noch nicht länger als zwei Stunden nachts schlafen.
Weil die Beine so krampfen. Ich kann nicht duschen weil das wehtut.
Im Badezimmer stehen und sich wie ein Opa mit Waschlappen waschen.
Ich brauche mindestens zehn Minuten um zwei Stockwerke hoch zu laufen.
Wenn andere in der Morgenrunde sprechen, kenne ich ihre Antworten.
Zu oft bin ich hier gewesen, ich rieche Schwätzer aus zehn Metern mit Gegenwind.
Sie haben auswendig gelernte Antworten. Externe Gründe.
Alle werden sie rückfällig werden. Ausnahmslos.
Die einzige Chance die du als Süchtiger hast,
wenn dein Leben in aktiver Sucht so unerträglich furchtbar ist,
dass der Entzug sich nach Urlaub anfühlt.
Wenn du Angst bekommst, dass du bald stirbst.

Was sagst du dazu, Jasmine?
Der Friedensvertrag bei der Visite 
und die Abrüstungsverträge in meinen Venen.
In meinem Befund steht, dass mich die Sanitäter 
mehrmals geohrfeigt haben.
In meinem Befund steht, dass ich schwer süchtig bin.
In meinem Befund steht, dass ich Polytoxikomane bin.
Ein Verrückter der alles frisst.
Ich habe auf der Rückseite des Papiers geschaut,
aber nirgendwo wurdest du erwähnt.
Wie kann das sein?
Als ich zu mir kam,
die Fixierung an Handgelenken,
Bauch und Beinen,
hab ich nach dir gefragt.
Aber du warst nicht da.
Warst du in New Jersey? Warst du in Tschechien?
Verstehst du die Schönheit einer Steckdose die 
sorgfältig installiert wurde?
Ist dir das heute wichtig?

Der Krieg im Kopf und die Waffenruhe beim Dealer.
Für immer unsicher ob ich dieses Leben wirklich leben will.
Wäre es vorbei, meine Mutter hätte gesagt:
Er war schon immer sehr sensibel.
Ja das war ich.
Meine Freunde hätten gesagt:
Er war für dieses Leben nicht gemacht.
Nein das war ich nie.
Dieses scheiß Leben. 
Mit Tauben, Sonne, Tau auf den Blättern und Geruch nach Sommer.
Mit diesen Menschen. Und ich weiß für immer wie sie sein können.
Mein Stationsarzt hätte gesagt:
Ja, ein schwer süchtiger Patient. Schlechte Prognose.
Da hat er Recht.
Und draußen warten die Menschen. Mit ihren Berufen.
Mit ihren Urlauben. Autos und Familien.
Diese furchtbare Langeweile. Alt werden und dann langsam zufrieden sein.
Als wir Teenager waren, haben wir uns mit Traurigkeit aufgespielt.
Dunkle Klamotten tragen, lange Haare und Rebellen spielen.
Ich hab das ernst gemeint.
Nie damit aufgehört. Für immer Teenager.

Aber ich erinnere mich auch an bessere Zeiten. Erinnere ich mich für immer.
Mittlerweile erinnere ich mich an Erinnerungen.
Kurze Handyvideos. Wie du dich vor dem Schwimmbad im Kreis drehst.
Und dein Rock so hübsch. Wie du lachst, weil ich mich schäme.
Für die Dirty Pretty Things im Auto. 'Bang, Bang - your're dead'
In jedem Zimmer jeder neuen Wohnung miteinander schlafen. 
Deine WG-Wohnung die mal ein Büro war, die Bone Machine LP von Tom Waits.
Das erste Album der Arctic Monkeys. 
Und wir tanzend dazwischen. 

Für dich ist dieses Erinnern an uns nichts wert. Aber für mich war es das einzig Gute.
Die einzige unbeschmutzte Weste die ich mir noch anziehen konnte.
Niemals den Glauben verlieren, nicht den Funken erlöschen lassen.
Bis zu dem Tag an dem Funke und Glauben das Einzige waren was ich nicht verkaufen konnte.
Jasmine, für dich ist das alles nichts wert. Aber ich hab damit überlebt. 
Jede Vene die mir kollabierte, jeder hundert Euro Schein, alles nur um dich nicht zu vergessen.
Wenn die Menschheit nur wüsste, 
wie oft ich deinen Namen gedacht, geweint und geflüstert habe.
Sie würden alle endlich verstehen, wieso ich so bin wie ich bin. Wieso ich das mache.
Die Menschen würden mir Denkmäler bauen,
noch nie hat jemand so geliebt wie ich.

Für immer besitze ich das. Kann mir keiner wegnehmen. Egal wie wenig ich dir bedeute.
Wir müssen nicht neu anfangen. Mit mir ist nichts anzufangen. Ich kann nur aufhören.
Nur weil wir eine schöne schlimme Zeit hatten, hatten wir nur eine schlimme schöne Zeit,
deswegen muss man es nicht nochmal versuchen. Bis ans Ende meiner Tage bin ich jetzt anders.
Du wirst mich nicht mehr erkennen können. Ich bin ein Alptraum.
Wie froh du gewesen sein musst, mich endlich los zu sein.
Dein Schrecken, als ich dir nach zehn Jahren eine Nachricht schrieb.
Als sie mich ins Leben zurück holten, war ich mir unsicher.
Vielleicht hatte der kleine Junge doch gewonnen? 
Die Geschichte von meinem Tod als Happy End.

In einem Jahr treffe ich eine ehemalige Schulkameradin im Supermarkt.
Wie gut ich aussehen würde, meine Augen wären so klar, ob ich abgenommen hätte?
Stehe mir alles sehr gut. Ich nicke und stehe hinter mir. Hochstapler.
Vergewaltigter Junkie. Für immer Junkie. Ich nicke und nicke und nicke.
Voll nett von dir. Ja klar, ich bin so vernünftig.
Ich weiß genau wieviel du in drei Stunden verdienen könntest. 
Ich weiß auch wieviel die hübsche Kassiererin an einem Wochenende machen könnte.
Kein Problem. Keine Hürde. Keine Sorgen. Bisschen Alkohol. Bisschen MDMA.
Komplimente. Zum Runterkommen dann leichte Opiate. 
Bisschen dies, bisschen das.
Schon bist du im Heuhaufen unterwegs, suchst Nadel und Geld. 
Für immer werde ich wissen, wieviel dein Körper an Heroin bringt.

Die anfängliche Sorge deines sozialen Umfeldes.
Der beginnende Ekel vor deinem widerlichen Verhalten.
Der Schock darüber, welche Dinge du anderen antust um dir selber Dinge anzutun.
Das Abwenden aller Menschen als verständliche Reaktion.
Junkies müssen am Ende sein, nur wenn sie niemanden mehr haben hören sie auf.
Behaupten die Leute, aber das stimmt nicht,
Das Gegenteil von Sucht ist menschliche Verbindung.
Sucht heilt man mit Liebe, nicht mit vermeintlich gelebten Idealen.
Du sollst deiner süchtigen Tochter nur nicht immer wieder Geld geben.
Wie stolz sie alle sind. Wie ernst sie mich fragen:
'Wie geht es dir?' und wie sie keine ehrliche Antwort haben wollen.
Also darf ich nicht sagen, dass ich nicht vergessen kann 
wieviel eine 24 jährige Frau in vier Stunden verdienen kann.
Wieviel Methadon ein ungeborenes Kind wegschluckt.
Ich darf nicht sagen, wie ich jede Sekunde meiner Existenz hasse.
Darf nicht verraten was Menschen bereit sind zu tun, damit der Entzug aufhört.
Wie gestandene Väter dir Sex anbieten, für ein halbes Gramm oder eine saubere Spritze.
Der Anblick einer abgebrochenen Nadel in der Leiste.
Wie Lippen blau werden bei einer Überdosis
und wie friedlich sich eine Überdosis überhaupt anfühlt.
Ich darf lächeln und mich für die Komplimente meiner Abstinenz bedanken.

Mit tiefen Ringen um meine Augen starre ich an die Wand.
Ich fühle nichts. Ich fühle nicht mal mehr Nichts.
Ich fühle Kälte. Eine eisige Kälte die alles erfriert.
Ich bin seit Wochen clean und kann immer noch nicht schlafen.
Meine Beine krampfen immer noch.
Wenn es gut läuft schlafe ich morgens um vier für eine Stunde ein.
Wache dann von Alpträumen geschüttelt nassgeschwitzt auf.
Für immer schwitzen. Bis in alle Ewigkeit Insomnia.
Wann bin ich normal? Bin ich unbeschädigt?
Wie viele Jahrhunderte muss ich noch durchhalten?
Ich will noch nicht mal mehr ballern, ich will eine Nacht friedlich schlafen.
Sie machen Reaktions- und Aufmerksamkeitstests mit mir.
Kognitiv habe ich nichts verloren.
Aber keiner misst mein kleines süchtiges Herz.
Niemand vermisst mein Herz.

Das erlernte Wissen um den Betrag den eine Frau in vier Stunden einbringt 
und die Schockstarre ohne Ersthelfer.
Wieviel es kostet eine Frau für 24 Stunden zu besitzen. Wieviel zehn Minuten wert sind.
Wie sich Männer benehmen wenn sie genug Geld haben. 
Schwabbelige Verrückte von schreienden Frauen ziehen. Zuerst Reizgas, dann Schlagstock.
Irgendwann Waffen. Der Samstagabend an dem ich eine Pistole anstarrte.
Nicht glauben konnte, dass eines der Mädchen wirklich eine Waffe besorgt hatte.
Nicht weil Menschen damit sterben, sondern weil ich mit dem Geld viel Heroin hätte kaufen können.

Drei Jahre lang stieg das Wasser immer höher und ich musste die Waffe immer weiter heben.
Der langsame Tod eines normalen Menschen. Jeden Tag wieder.
Das traurige Lied über einen einsamen Menschen. Jede Nacht wieder.
Das vergessene Gedicht von einem gescheiterten Autor. Jedes Wochenende wieder.
Die Zeiten konnten gar nicht schlimm genug werden. Es durfte nicht aufhören.
Bis ich heulend am Telefon Kliniken anrief um mich aufzunehmen,
weil ich nicht wusste ob ich das Wochenende überlebe.
Die verbleichende Erinnerung an die dünne Liebe,
und das Wehklagen eines Waisenkindes. 

Ich hab dich heute auf dem Parkgelände gesehen, darf noch nicht durch das Tor gehen.
Ich hatte einen Stein im Kopf, mir fiel nichts Schlaues ein. Diese Frau.
Diese Frau sah aus wie du auf dem Fensterbrett. Mit deinen Augen. Deinen Haaren.
Und weichen Wangen. Aber mein Verstand spielt mir Streiche.
Denn ich bin schon so alt geworden, für mich wiederholen sich Gesichter. 
Das warst du gar nicht. Du bist für immer weg.
Für immer ein guter Mensch, eine Mutter und kein Dieb. Kein Dealer.
Du bist nicht süchtig und ich für immer Junkie.
Nie wieder ich und für immer du. 
Jedes Mal wieder nur du, Jasmine. 

In meiner Welt sitzt du da noch. Auf dem Fensterbrett. Bevor alles zu Heroin wurde.
Als ich dich das erste Mal auf dieser Geburtstagsparty sah und mir schwor dich zu küssen.
Mir tut das leid, weil ich damals nicht wusste wie schlimm es wird. 
Ich hätte alles mehr genießen sollen. Jetzt weiß ich wie Menschen sein können.
Wie sie sich ver- und andere einkaufen.

Alles wird gemacht um irgendwann zu enden.
Und wenn wir genauso sind, Jasmine.
Dann will ich wenigstens dass unser Ende
für immer ist.
Dir ist es egal, mir umso wichtiger. 
Vielleicht vermisse ich gar nicht dich, 
sondern nur mich.

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