wie zwei verlierer die welt retteten.

Patientenblog Reset (50) Tod und Auferstehung vom Patientenblog.



Wer sich schon seit Wochen fragt, wo der verdammte Patientenblog steckt, dem wird hier weitergeholfen. Außerdem ein Ausblick in die nächsten acht Wochen vom steinimkopf. Ladies, bitte klicken sie jetzt auf weiterlesen!

Urheber: Strenner



Der Patientenblog ist tot.

Nun im fünften Jahr nach Examen und drittem Jahr im gleichen Klinikum musste euer Lieblingskrankenpfleger eine schwere Entscheidung treffen.  - Was will ich erreichen? -
Man sieht sie die Gänge langschlurfen, über die EDV seufzen und man hört die armen Kollegen über Krankheiten klagen, ich rede im Speziellen von den Schwestern und Pflegern die seit Jahrzehnten Knochendienste im gleichen Krankenhaus schieben. Als Frau vielleicht okay, halbtags oder eine Viertel - Stelle, ein wenig was dazu verdienen. Aber als Mann? Mit 53 Jahren immer noch ein Pfleger? Ein Pisspottschwenker? Der Al Bundy der Krankenpflege werden? Niemals.  Als Junggeselle und Mensch mit recht niedrigen Ansprüchen verdiene ich gutes Geld, ja ich bin ehrlich, mein Gehalt reicht sehr wohl für ein überdurchschnittlich angenehmes Leben. Ich fahre nicht in den Urlaub, bin aber dafür Markenfetischist bei Lebensmitteln, mein kleiner erbärmlicher Alltagsluxus. Aber was ist meiner Freundin? Was ist mit einer Ehefrau? Kinder? Wohnung? Haus? Ich möchte nicht reich werden, nein, ich will mit deiner Mama schlafen und meiner Familie alles bieten können, was gebraucht und gewünscht ist. Mehr nicht und auf keinen Fall weniger. In solch einem Szenario ist mein Gehalt ein Witz. Ein schlechter noch dazu.

Im Oktober des letzten Jahres veränderte sich meine Arbeitshaltung, ich mache es kurz und behaupte ich wurde besser, aufmerksamer wohl auch, doch vor allen Dingen fing ich an den Mund aufzumachen. Es folgte ein einschneidendes Erlebnis, dass ich noch immer nicht zu Papier beziehungsweise Wordpad bringen konnte. Es riecht und klingt nach Klischee, aber es war zu enttäuschend und intensiv. Mir fehlen die Worte.

Nun kann man mittlerweile schon ein kleines Zwischenfazit ziehen und, ja, ich bin nach vorne gekommen. Ich weiß, ihr freut euch für den unbekannten Blogtexter den ihr euch sporadisch immer wieder mal gebt, danke, das tut gut! Aber wo bin ich jetzt angekommen? Sitze ich in der Teppichabteilung? Habe ich einen Dienstwagen und diverse frisch gekaufte Hemden? Nein, aber ich habe es geschafft seit wenigen Tagen als inofizielle Stationsleitung einer neu eröffneten Station zu arbeiten, es ist eine Art Test. Leiten auf Probe. Extreme Verantwortung belastet mein zärtliches Dasein, ich muss den Kopf für verblödete 22 jährige Mädchen hinhalten, mache im Prinzip keine Pause(n) mehr, dafür aber Überstunden ohne Ende. Es ist sehr, sehr hart, aber geil. Ich mag das. Es gefällt mir, aber gleichzeitig ist mir klar, dass ich diesen Zustand nicht lange durchhalten werde. Ich möchte nicht dass die Station irgendwie so läuft, ich will den harten Scheiß, ich will den Mut zur Perfektion und besonders wichtig ist mir die selbsterfundene Bezeichnung "der individuellen menschlichen Pflege, in der sich medzin - pflegerische Fachkenntnis und der Gedanke an das Krankenhaus als Dienstleistungsgesellschaft, auf dem selbem hohem Niveau die Waage halten."
Yeah, knackig geht anders, aber darum geht es nicht. Denn Krankenpflege 2011 in Deutschland ist lächerlich, man wird als Pflegekraft einfach ausgepresst, ausgelacht und in die Kur geschickt. Das mache ich nicht mit, ich bin ein junger gesunder Mann der den Willen hat etwas zu schaffen, im Besten Fall etwas mit ein klein wenig Sinn dahinter. Doch liebe Politiker, liebe Krankenkassen, liebe Gesellschaft, wischt euren Omas doch selber die Scheiße aus Fotze und Gesicht, ich bin doch kein Volltrottel. Ich werde ausgenutzt, schiebe Dienste ohne Ende, gleichzeitig Telefonist, Sekretär, Kellner, Hausfrau, Psychologe, Arzt und Krankenschwester gleichzeitig, alles muss sofort, jeder pisst dir in den Hals und du darfst die Fresse halten. Demonstrieren? Dürft ihr nicht! Verdi? Komisch, dass die "Demos" immer zu Uhrzeiten sind an denen keine Pflegekraft Zeit hat, Verdi legt sehr viel Wert drauf nur während der Früh/Spät - Übergabe aktiv zu sein, es könnten ja zuviele Pflegekräfte kommen. Nein, mit mir nicht, zumindest nur noch bis Januar 2013.

Was hat das aber mit dem steinimkopf und besonders mit dem Patientenblog zu tun?
Es ist offensichtlich, mir fehlt die Zeit, das ist aber Nebensache, ich schreibe gerne, ich werde gerne gelesen, ich führe diesen Blog so lange bis ich mehr Publikum habe und jeder verstanden hat, dass Jay, Murphy, keinheld. und ich der Shit sind. Keine Kompromisse, es wird Seele und Würde dafür verkauft.

Das große Problem ist einfach, dass ich ein, zwei dünnen Sprossen auf der Karriereleiter hochgeklettert bin und nur noch über sehr intime und vertrauliche Dinge berichten könnte, außerdem wird mein Ton zu negativ, das gefällt mir nicht. Was ist die Lösung, Ladies?

Wir fangen von vorne an, wir wollen wissen wo es schiefgelaufen ist? Chronologisch vom Bewerbungsgespräch bis zum gestrigen Spätdienst werde ich meinen Weg niederschreiben. Es wird mindestens einmal in der Woche etwas rausgehauen und wenn wir fertig sind, Männer, dann haben wir im besten Fall sogar ein kleines Buch zusammengeschrieben. High Five, lieber Leser!

Morgen wird der erste Entwurf fertig sein, eventuell schon veröffentlicht. Ich hoffe meine kleine Idee stößt auf Liebe und Zufriedenheit. Der Patientenblog ist tot, es lebe der Patientenblog!

8 Kommentare:

  1. Hört sich interessant an. Bin dabei.

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  2. Irgendwie besteht dein Beitrag zu diesem Blog zu 40% aus Ankündigungen und Abstimmungen. Wollt ich mal gesagt haben.

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  3. Ich würde gerne mehr über dein einschneidendes Erlebnis erfahren!

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  4. Ja, dein Archiv ist ziemlich dick, ich meinte auch eigentlich den neuen regelmäßigen Input. Vergiss die Prozentzahl.
    Was ich sagen wollte ist, lass die Ankündigungen doch einfach weg, und schreib irgendwas, wenn du was schreiben willst. Ich seh den Sinn nicht so ganz, dauernd zu schreiben "Demnächst kommt das und das."

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  5. Schreib ein Buch! Ich helf dir wo ich kann.

    Seriously.

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  6. Super, ab Bewerbungsgespräch, bin gespannt darauf.

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  7. ich freu mich jedenfalls dass du weitermachst. hab den patientenblog schon vermisst :)

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  8. Yeah danke, bringt auch wieder Spaß, Tapetenwechsel war nötig.

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