
Ich hoffe hier habt Spaß beim Lesen, danke für eure Aufmerksamkeit. (Da ich den Text so schnell wie möglich raushauen wollte, entschuldige ich mich auch für Rechtschreibfehler und meinen schlampigen Schreibstil, für Hinweise auf Fehler bin ich, wie immer, extremst dankbar)
Du kommst um 12:45 zur Arbeit. Auf dem Flur steht noch der Essenswagen und verschwitzte Auszubildende schwirren verwirrt um ihn herum wie Motten an deinem hell erleuchteten Fenster in der Nacht. Im Stationszimmer schreit der Visitenpfleger gerade einen Assistenzarzt an, während die Oberärztin sich wegen irgendwas bei der Stationsleitung beschwert.
Du gehst in die Küche und schenkst dir einen Kaffee ein, das Telefon hat jetzt schon zweimal geklingelt und Herr Müller hat schon dreimal die Klingel gedrückt.
Du ignorierst all das und setzt dich mit deinem Kaffee hin und liest Zeitung. Zuerst trudelt deine examinierte Kollegin ein und dazu noch eine Auszubildende (oder eine Praktikantin). Ihr wartet auf den Visitenpfleger, damit ihr eine Übergabe bekommt.
Dann muss geklärt werden, wer was macht. Wir machen noch Funktionspflege, ja das ist etwas altmodisch, bedeutet, einer macht den Schreibtisch, der Andere zusammen mit Auszubildenden den Rest. Eigentlich ist heute Bereichspflege Standart. Die Stations wird durch zwei geteilt und jeder hat seinen eigenen Bereich. Aber dazu fehlt uns noch die Aufgeschlossenheit der Ärzte.
Ihr habt euch drauf festgelegt, dass die Kollegin den Schreibtisch bzw das Stationszimmer macht, also die administrativen Dinge.
Also ist es jetzt deine Aufgabe durch die Zimmer zu gehen, einen Durchgang machen und nach den operierten Patienten zu schauen, allgemein jeden Patienten nach seinem Befinden fragen. Denn im Frühdienst kann trotz der überwältigenden Mitarbeiteranzahl viel untergehen. Die Auszubildende geht mit dir durch, da wir aber ein sexy Klinikum sind, verteilt die Dame dazu dann auch Kaffee, Tee und Wasser.
Wenn die Frühschicht gut war, dann hat man jetzt noch relativ wenig Arbeit. War die Frühschicht aber nicht so fit, dann sind noch Patienten aufzunehmen, was fürchterlich nervt, da es den ganzen Zeitplan der Spätschicht durcheinanderbringt. Normalerweise hat man noch einen aktiven Gomer der permanent klingelt und irgendwelche aufmerksamkeitsfördernde Dinge von einem will, meist spricht da die pure Einsamkeit aus dem Patienten. Da wird dann aber die schüchterne Auszubildende hingeschickt, erstens ist man selber faul und genervt, zweitens muss die Auszubildende abgehärtet werden, also man ran an den nervenden Klingelmann.
Wenn alles gut läuft, ist man so gegen 15 Uhr mit dem gesamten Durchgang fertig, dann bewegt man sich ins Stationszimmer und tröstet die Kollegin, da die kurz vor der Implosion ist. Denn um 14 Uhr ist der Höhepunkt im Stationszimmer, das Telefon klingelt wirklich alle fünf Minuten und manchmal sogar mehr, die Ärzte sind permanent da und ordnen Scheiße an, Scheiße die sie schon bei der Visite hätte anordnen können, aber vergessen habe. PERMANENT, wirklich permanent werden Patienten von Untersuchungen zurückgebracht und müssen wieder ins Zimmer geschoben werden, oder andersrum, sie müssen zu Untersuchungen und dementsprechend AUS den Zimmern geschoben werden. Das kann alles schon an die Substanz gehen, obwohl es körperlich gar nicht so anstrengend ist. Denn die Schichtleitung muss die Kurven durchgehen und vieles abzeichnen, gerade wenn man sich wieder rangesetzt hat, Klingel, man setzt sich wieder ran, Patient zum EKG, okay dann wieder nicht, nochmal rangesetzt, VERDAMMT Herr Schmidt ist wieder da und muss ins Zimmer. Das geht in einem fort und ist wirklich nervenaufreibend.
Du selbst bis jetzt damit beschäftigt Pflegeberichte zu schreiben. Wie sehen die Wunden aus? Wie geht es dem Patienten? Was hat er so geäußert? Brauchte er Schmerzmittel?
Die Auszubildende, je nach Ausbildungsjahr, hilft dir entweder dabei, oder räumt schonmal die Küche auf (zum zweiten Mal am Tag, es werden noch mindestens drei Aufräumaktionen folgen, denn Ärzte ziehen eine persönliche orgasmusähnliche Befriedigung daraus jedes aufgeräumtes Zimmer zu verwüsten) Zwischendurch schreit deine Kollegin Ärzte an, meistens weil sie zum vierten Mal Unsinn anordnen oder die Akten und Kurven durcheinander bringen und auf der ganzen Station verteilen.
Um 16 Uhr ist Pause, zu der Zeit wird es dann auch (meistens) ruhiger, die Untersuchungen klingen langsam aus, die Ärzte bereiten sich auf den Feierabend vor und die Station wird leerer.
In der Pause kann man natürlich auch nicht durchgehend sitzen, zwischendurch kommen immer Patienten auf Station und müssen wieder in die Zimmer gebracht werden, Patienten klingeln und was ich ganz vergessen habe. Spätschicht, ist Angehörigenzeit. Wie lauernde Katzen stehen sie vor dem Stationszimmer um jede ahnungslose Krankenschwester mit Fragen zu bombardieren.
"Wann kommt er nach Hause?"
"Wo ist ein Arzt?"
"Wann kann ich mit dem Doktor sprechen?"
"Das Essen war heute schlecht, sagt mein Vater."
"ICH STEHE HIER SEID ZWEI MINUTEN! WO IST DER DOKTOR? ICH WILL EINEN DOKTÄÄÄÄÄÄR!"
Dann kommen auch viele operierte Patienten aus dem Aufwachraum. Die muss man übernehmen, die Kurven bearbeiten, die Drainagen richten, Verbände kontrollieren, den gegenwärtigen Wachzustand einschätzen, Schmerzmittel geben, das Katheterziehen verneinen usw. Das frisst auch alles Zeit.
So gegen 17 Uhr wird das Essen dann verteilt. Die Kollegin im Stationszimmer nutzt die Zeit, wenn sie die denn hat, um Tabletten vorzustellen um der Nachtwache etwas Arbeit abzunehmen. Vom Essen habe ich ja schonmal berichtet, fehlende Butter, fehlendes Brot, Nervenzusammenbrüche, epische Dramen wegen einer fehlenden Brühe, Blutzucker messen, Essen anreichen.
Nach dem Essen verteilen kannste dich sogar mal wegschleichen um eine zu rauchen.
Während die arme Auszubildende das Essen wieder einräumt, hängst du die abendlichen Infusionen an.
Ich verstehe auch gar nicht wieso die Patienten sich über jede Infusion beschweren, das regt mich wirklich auf, dafür sind sie ja hier.
Um behandelt zu werden, ich persönlich würde mich über Infusionen freuen, bedeutet es doch, dass ich behandelt bzw therapiert werde, aber nun, das ist vielleicht auch ein anderes intellektuelles Niveau. Ehrm.
Um 18:30 gibts den letzten Durchgang, Betten frisch beziehen, Thrombosespritzen verteilen, für die OP rasieren, was auch immer eine fürchterliche Arbeit ist, da es genügend Operationen gibt, die Indikation für eine Ganzkörperrasur sind. Wieder ein krasser Zeitfresser. Aber alles in allem ist das schon der anfängliche Feierabend, man nimmt den Stress gelassener hin, auch wenn die Beine schon wehtun. Es ist nicht ganz so fürchterlich wie die Frühschicht, auch wenn es im Spätdienst auch fürchterliche Zeiten gibt.
Dann werden nochmal Kurven geschrieben, die Auszubildende dazu gezwungen die Nebenräume aufzuklaren und der Kaffee für die Nachtwache wird angestellt. Viel mehr ist es dann auch nicht.
Nächsten Montag ziehen wir wieder in unruhige Gewässer, dann behandeln wir Notfallsituationen. Dramen zwischen Leben und Tod werden sich abspielen, also stellt schon mal die Taschentücher bereit.
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