wie zwei verlierer die welt retteten.
Patientenblog (51) Von der sexuell enthemmten, Clostridien positiven, psychotischen Patientin und mir.
Eine psychotische siebzigjährige Frau hat mich, wild masturbierend, angefleht sie anzufassen
(FASS MICH AN! WARGH FASS MICH AAAAN!)
oder ihr wenigstens ein kleines Knutschi zu geben.
Was mich dem Wahnsinn und Erbrechen gefährlich nahe brachte, war der baumelnde Blasenkatheter an dem sie hektisch zog, während sie mit ihrer anderen Hand ihre Klitoris stimulierte - yeah, ich weiß, ihr habt mich vermisst.
Trotz all meiner Abneigung gegenüber einer (psychischen) Vergewaltigung von einer komplett Wahnsinnigen mit komplett nekrotischem Fuss, musste ich auch noch an ihrem Intimbereich rumfummeln, das Masturbieren und meine Sexyness hatte sie nämlich so sehr aufgeregt, dass die Frau alles vollgestuhlt hat. Durch die Masturbation gelangte recht viel Kot in den Intimbereich, sowie in Harnröhre und - yeah, mhm, ich weiß.
Da es einen Gott gibt und er mich wie Durchfall hasst, war die nekrotische Wunde der Patientin mit einem ESBL - Keim infiziert und somit das Zimmer isolationspflichtig, ich musste also Kittel, Mundschutz, Handschuhe und Haarbedeckung tragen. Die anderen Abstriche waren noch nicht befundet, die Frau hatte Diarrhoen (Durchfälle) und Nekrosen, was weiß ich welcher Todeskeim mich da erwischt. (Im Endeffekt bekommt man von allem Durchfall, egal woran ich erkranke und sei es ein Gehirntumor - mein Hauptsymptom ist Durchfall)
Dieser pflegerische Alptraum wurde mir ohne Bedarfsmedikation übergeben, auf meine Frage nach Details in Bezug auf die psychologischen Erkrankungen von Frau Shitfuck, blätterte ein überfordertes kleines Mädchen - meine Kollegin - in der Akte und fand... nichts. Ich piepe sowieso nur bei Reanimationen den diensthabenden Arzt an, trotzdem habe ich es versucht, nach einer Stunde Warten rief mich der Arzt aus dem OP an und informierte mich darüber, dass er aus dem OP anruft und operieren muss.
Das hört sich alles fürchterlich an, aber ich hatte Spaß, solche Nächte kenne ich und ich kenne auch jede Art von G.O.M.E.R.. Ich bin dienstältester Pfleger und ein fürchterlicher Klugscheißer, mich hinterfragt keiner mehr, zudem habe ich schon fast jedes Medikament, das die Psyche auch nur ansatzweise beeinflusst, selber genommen, mindestens zweimal und einige Wirkstoffe auf verschiedene Arten konsumiert. Ich bin sozusagen Gott.
Bei Frau Shitorgasm war nicht nur keine Bedarfsmedikation angeordnet, sondern ich fand auch nirgends ein Medikament dass sich langfristig auf ihre Psyche auswirkte. Es hätte auch sein können, dass sich meine Patientin im Entzug befand, sowas kann viele Gründe haben. Jahrelange Abhängigkeit erfolgreich geheimgehalten, nur leider sind die Valorontropfen nun außer Reichweite und schon geht der Punk ab, wer weiß, vielleicht hatte irgendwer auch ein sedierendes oder antipsychotisch wirkendes Medikament nicht aufgeschrieben.
Oma war also absolut nüchtern und hatte so richtig Lust mir meine - auf Empathie und Perfektion - ausgerichtete Arbeitsweise zu versauen.
Mein Zeitplan ist ein organisatorisches Kunstwerk, ich kontrolliere jede Kurve, jede Akte, ich gehe jedes Labor durch, ich räume das komplette Stationszimmer auf. Ich meine es absolut ernst, wenn ich behaupte für einen angenehmen Schlaf von jedem Patienten der gesamten Station zu sorgen. Ich habe mir einen eigenen kleinen Stufenplan gebastelt.
Schlafmedikation verteile ich zielgerichtet und niemals übertrieben. Ich bringe den schlimmsten Schmerzpatienten die süßesten Träume, jawohl obwohl so bescheiden gebe ich es nun zu, meine Kombinationen von Schlaftabletten, Schmerztropfen, intravenösen Mitteln und subcutan gespritztem Dope sind keine Wirkstoffballerei - nein - sie sind Kunstwerke, Junge.
Und hinter mir abertausende von dankbaren Patienten, ich schwöre es auf den BTM - Schlüssel, noch niemals hat jemand von meiner Hand Schaden genommen. Doch bei der Patientin in Zimmer 14 sah es fast so aus, als müsste ich ein bis drei Clotheslines verteilen.
Also durchatmen, den Kollegen auf den umliegenden Stationen Bescheid geben,
"Tango, Tango, wir haben einen Schreigomer, Tango, Tango, Alpha, ich wiederhole - einen Schreig.o.m.e.r..", auf den Balkon und eine Zigarette rauchen, pissen gehen und hodensackkratzend ein Glas Cola trinken, während Frau Shitpiss
"MUTTER!!! MAMA! WAS? MAMA? MUUTTERRR? AH? DER HERD BRENNT! MAMA! MAMA, DER HERD BRENNT! SO KOMM DOCH MEIN JUNGE!" schreit und dann Schatten boxend zur Patientin gehen.
Aber bevor ich fortfahre, jetzt mal etwas ernster. Es geht ja nicht darum, dass ich meine Ruhe habe und mir die Eier in der Nachtschicht kratzen kann, und selbst wenn meine textliche Ausdrucksweise sehr gewöhnungsbedürftig geschrieben ist, es geht primär um die schreiende Frau, ich "stelle sie nicht ruhig" sondern versuche ihr Ruhe und Entspannung zu ermöglichen. Ein regelmäßiger und erholsamer Schlaf - Wach - Rhythmus ist wichtig, zudem ist die Patientin während der ganzen Action hyperton, tachykard und zudem endeten all ihre Ideen in der Selbstverletzung, geblockten Katheter ziehen, verkeimten Stuhlgang in sensible Schleimhäute schmieren und wichtige Wunddrainagen rausreißen. Und außerdem, und das Wichtigste, sie ist ein Mensch. Und sie hat ein Grundrecht auf Würde und ich werde nun mal auch dafür bezahlt genau eben jene Würde zu wahren.
Aber in ihrer Schizo - Paranoia verweigerte sie all meine Versuche ihr auch nur eine Baldriantablette zu geben. Mir kam der Gedanke, dass Frau Gomer nur durch Schmerzen so aktiv war. Ihr Griff ging häufig zum Bein mit dem mumifizierten Fuß, ihre Schreie kamen nur alle fünf Minuten, aber sie gab permanent eine Art Wehklagenstöhnen von sich. Aufgrund der mangelnden Informationen wusste ich auch nicht so Recht wo bei meiner Patientin die Demenz anfing und die Psychose aufhörte.
Ich ging an ihrem Kopfteil in Hockstellung, Gesicht an Gesicht, gleiche Ebene and shit like that.
"Was möchten sie denn?", geflüstert. Flüstern ist wichtig, gegen den Patienten anschreien bringt gar nichts, wenn man ihn aber in einem flüsternden Ton anspricht, dann klickt da so ein anerzogener Instinkt. Wenn mein Gegenüber leiser spricht, dann muss ich wohl auch leiser sein, hier wird ein intimes Gespräch geführt. Dabei freundlich anschauen und eine melodiöse Freundlichkeit in die Stimme legen. Ich hab mir so einen Singsanghappyslang angewöhnt, ab und zu hilft es, meistens schadet es nicht.
Sie will auf der Seite liegen. Klar, sie will angefasst werden. Wenn sie, alleine im Zimmer, schreit, dann erwähnt sie am meisten "Mama". Milchmädchenpsychologie sagt mir, dass sie somit den Wunsch nach Geborgenheit, Sicherheit und augenscheinlich, weil masturbierend, den Wunsch nach körperlicher Nähe äußert. Jetzt nennen wir sie einfach mal Frau Tacken. Frau Tacken ist trotz verwestem Fuß sehr mobil, also beweglich. Die Frau könnte sich selber auf die Seite drehen, aber so würde sie nicht angefasst werden.
Dann will sie etwas zu trinken, obwohl sie unter Diabetes leidet, mixe ich ihr Apfelsaft mit Mineralwasser. (Ich war schon immer ein gewissenloser Gesetzesbrecher, boy.) Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich habe alles gegeben.
Stellenweise wurde es etwas gruselig, Frau Tacken wollte immer und immer wieder einen Zentimeter mit dem Kopf nach da und mit dem Gesäß nach hier, immer wieder versuchte sie mich zu umklammern und in ihr Bett zu ziehen. "Nur eiiiiiinmaaal anfassen, ja?" Ich weiß, dass die Meisten von euch dazu "Ja" gesagt hätten, aber ich bin ein religiöser Mann und habe meine Prinzipien.
Also beendete ich ihre faszinierend gut geplanten Angriffe mit einem etwas schärferem Ton, der sie sofort erschütterte. Sie wollte meine Sympathie auf keinen Fall verlieren. Ich nahm mir einen Moment Zeit um meine Hände aneinander zu reiben und möglichst diabolisch zu grinsen. Direkt nachdem ich das Zimmer verließ fing sie sofort wieder an zu schreien - das letzte Aufbäumen - ich öffnete schnell wieder die Tür und unterbrach ihren Schrei nach "Mama" mit der Aufforderung jetzt zu schlafen, ja, ich benutzte für den Satzanfang meinen "Böse, böse" - Zeigefinger, ja es hat gewirkt, aber dafür hab ich die Frau ohne auch nur einen Wirkstoff ruhig bekommen.
In den nächsten vier Nächten verstand ich ihre Ausdrucksweise immer besser. Nach Mama schreien bedeutete soviel wie Einsam, Angst, Gewitter draussen oder schlecht geträumt. Bei dem Ruf nach einem Taxi war mir klar, Frau Tacken muss zur Toilette. Ich erahnte ihre zwei liebsten Schlafpositionen und habe noch nie gesehen dass sich jemand so sehr für eine Sinalco freuen kann. Du verstehst? Ich bring deiner Oma auch noch Sinalco von der Tankstelle mit, was bitteschön wollt ihr dagegen machen?
Die investierte Arbeit meinerseits sollte sich auszahlen, Frau Tacken schrie nach vierzehn Tagen nicht mehr nach "Mama" sondern "ihrem Jungen". Sowas fällt auf. Von der Putzfrau die von ihr gefragt wird, wo der nette Pfleger ist, bis zur Chefärztin die sie nur anfassen darf, wenn "ihr Junge, ihr hübscher, hübscher Junge" daneben steht und aufpasst. Ob das alles so richtig ist? Keine Ahnung, es ist mir egal, nicht weil ich Leuten helfen will oder so ein guter Mensch bin - ganz im Gegenteil. Wer die ein oder andere Geschichte vom steinimkopf gelesen hat, der weiß was für gemeine Dinge ich so auf dem Schulhof treibe.
Ich schaffe es mit einer Samstagnacht mein Karma auf das Niveau von Richard Ramirez zu bringen. Nachdem ich auf deiner Party war ist deine Katze tot, deine Mutter schwanger, dein Papa wieder alkoholabhängig und höchstwahrscheinlich hat deine Freundin schon euer Sofa verkauft um Heroin bei mir abzugreifen, mit Sex darf sie nicht bezahlen, dafür ist sie zu hässlich.
So nach dieser Punchline schon der nächste Schock! Es folgte eine erschreckende Veränderung, eine 180 Grad Wende sozusagen! Ihr denkt schlimmer als Frau Tacken,in der ersten Nacht, geht nicht? Oh weia, dann dürft ihr auf keinen Fall den zweiten Teil der Liebesgeschichte von Frau Tacken und mir verpassen.
Cliffhanger....
... Bitches!
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Alter, du bist echt das beste was dem Internet und v.a. der Krankenpflege in den letzten Jahren passiert zu sein scheint.
AntwortenLöschen"Ein bis drei Clotheslines..."; da konnt ich schon nicht mehr.
Und die Erläuterung zum Karma ist mit Abstand das geilste was da als Allegorie überhaupt hätte stehen können.
Mach weiter Strenner, gib alles!!
Dankeschön, ja ich hatte selber echt Spaß beim Schreiben, im besten Fall kommt das dann auch beim Lesen durch. Freut mich von dir gelesen zu werden und gehört zu haben, narcanti!
AntwortenLöschenKlar, immer gerne...werde mal schauen obs mich mal Richtung Norden verschlägt irgendwann nachm Examen...praktisch vergeigt, jetzt wenigstens mdl. noch rocken...
AntwortenLöschenAus der IT kommend, neige ich freilich dem Bastard Operator from Hell zu, aber Eure Stories sind auf demselben Level, drum Hut gezogen.
AntwortenLöschenWas ihr Krankenpfleger für nen Horrorjob habt, war mir bisher gar nicht so klar.
An der Computerscheisse kann man auch psychologisch krepieren, aber da kann ich im Zweifel den Hauptstecker ziehen und ALLES aus machen, wenn keiner spurt - ohne, dass jemand deswegen krepiert, die laufen dann nur alle rum, gucken doof und stellen dumme Fragen.
Weiter so!
Wo bleibt der zweite Teil?
AntwortenLöschenUnd wann ist wedontlikeyou.com endlich wieder heile?
Schlussendlich ist mir dann diese Möglichkeit eingefallen: Kollege, weiß man was über's Forum?
AntwortenLöschenwedontlikeyou.com lebt! --> http://www.wulbaz.de/
AntwortenLöschendas ist Pflege wie sie sein muss
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