wie zwei verlierer die welt retteten.

Kinderzimmer

Der Vater hat eine Glatze und eine Brille. Er riecht nach Waschmittel und Alkohol. Sein Schnurrbart ist perfekt gestutzt. Die Mutter hat blonde, ausbleichende Haare. Unter ihren Augen befinden sich schwarze Ringe. Morgens sitzt sie in der kleinen Küche in dem kleinen Hochhaus und raucht billige Zigaretten. Der Hund frisst altes Aldi-Dosenfutter. Er stinkt nach Dreck. Das Wohnzimmer ist so klein, wie der Rest der Wohnung. Nachts läuft der Fernseher lange, der Vater schaut DSF. Die Mutter schläft vom Alkohol beseelt ihren ruhigen Schlaf. Der Hund liegt in seinem Korb. Die Tochter liegt neben ihrem Bruder auf einer Matratze im Kinderzimmer. Es heißt nur so, weil sich Kinder in diesem Raum befinden. In der Ecke liegt unter abgekratzten Tapetenfetzen die Verpackung eines billigen Schokoladenriegels. Der Schlafanzug riecht nach Muff. Das Fenster ist klebrig, auf der Ablage davor liegen zwei tote Fliegen. Die Tochter träumt. Vom Kindergarten. Der alte Schrank ist ein monumentales Werk in ihrem Leben. Dort drinnen ist man im Dunkeln, man ist unsichtbar. Der Bruder weint nicht mehr. Der Magen knurrt nicht mehr. Im Treppenhaus ist niemand. Das Leben fliesst.

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