Wir sollten von hier verschwinden, sagt er zu
ihr.
Sie nickt bedächtig und sagt, ja das sollten
wir tun.
Wir sollten uns ein nettes kleines Haus
suchen und zur Ruhe kommen.Sie nickt und drückt ihre Zigarette aus.
Die Lichter des Wagens sind an.
Er schaut sie an.
Und erwähnt schliesslich, dass ihre Schuhe gut aussehen.
Sie lächelt. Er nickt ihrer Handtasche zu.
Und sie zündet ihm eine Zigarette an.
Der Wagen wird von der nächtlichen Dunkelheit umschlossen.
Wir haben ja so lange gewartet, sagt sie.
Er nickt und spielt an dem Radio herum.
Sie haut ihm auf die Finger und verbietet ihm laut zu sein,
er solle auch das Licht ausmachen.
Die Leute in den Häusern könnten aufmerksam werden.
Wir haben ja so lange gewartet sagt sie erneut.
Sascha wischt den Tresen.
Ob Sebastian nicht mal die Schnauze halten
könnte.Aber er hört nicht auf und zählt noch mehr Beatles B-Seiten auf.
Jetzt halt doch mal die Schnauze Sebastian, Sascha poliert ein Schnapsglas.
Mit gekonnten schwungvollen Griffen ist es schnell wieder sauber.
Ob er es Sascha nicht schon oft genug gesagt hätte, solche Sprüche
verletzten ihn.
Tut mir ja auch leid, aber jeden Scheiß Abend sitzt du hier und laberst mich
mit den Beatles voll. Und wenn ich ehrlich bin, so langsam glaube ich, Sebastian,
du hast ein Drogenproblem oder sowas. Normale Menschen haben solche Ticks nicht.
Sebastian meint, dass sein Barmann lieber den Mund halten sollte und besser daran täte,
ihm einen BESCHISSENEN Drink einzuschenken und bitte nicht den Scheiß, den er den anderen
Touristengästen gibt, sondern was vernünftiges.
Für soviele Frechheiten hast du eigentlich ein paar auf die Fresse verdient, meint Sascha und schenkt ein.
Und im Grunde genommen, kann er sich ein Lächeln schwer verkneifen.
Ich liebe dich Baby
und ich liebe dich auch.Er lädt die Waffe durch, während die Zigarette im Aschenbecher verglüht.
Es erregt sie.
Du machst es wirklich, Baby?
Ja.
Ich liebe dich
und ich liebe dich auch.
Meinst du er schläft?
Sie nickt, schaut auf die Uhr.
23:23
Er ist schon seit zwei Stunden besoffen und hört wahrscheinlich
seine scheiß Beatles Alben, normalerweise wäre er jetzt in mein Zimmer gekommen.
Ein schmerzender Blitz schiesst durch seine Eingeweide und die Idee wird jetzt endgültig
zum Plan.
Ich mach es, ich mach es wirklich, sagt er ohne das sie gefragt hat.
Ich will mitkommen, Baby.
Er verneint, schüttelt den Kopf, Süßes, rauch einfach noch eine Zigarette
und schon bin ich wieder da.
Sie küssen sich, lange, intensiv.
Ihre vollen Lippen sehen im Halbdunkeln so schön aus, dass er sie noch einmal küsst.
Er umgreift ihren Hinterkopf und sie stöhnt leicht auf.
Sag dass du es tust.
Ich werde dem Hurensohn das Gehirn rausballern!
Ihre Fingernägel krallen sich in seine Brust.
Noch ein Kuss und er steigt aus dem Wagen.
Auf dem Weg zum Haus ihres Vaters, denkt er über sein Glück
in Form dieses wunderschönen Mädchens nach.
Motherfucker.
Selber Motherfucker, Sascha schaut sich die
leeren Tische und Stühlein seiner Bar an.
Weißt du, Sebastian, manchmal hab ich das Gefühl, du verscheuchst alle Gäste.
Motherfucker.
Yeah, ich hab manchmal echt das Gefühl, dass du seit Viola echt durchgedreht bist.
Motherfucker, geht dich einen Scheißdreck an.
Ich weiß, Sebastian, anstatt mich mit deinem Scheiß Lucy in the Sky vollzutexten, solltest
du lieber mal interessante Fakten deines Lebens auf den Tisch hauen.
Die Beatles sind die interessanten Fakten unser aller Leben.
Wenn du das sagst, 'bastian.
Mal ehrlich, Sascha scheiß doch drauf, oder?
Ist es nicht absolut egal? Du hast Scheiße erlebt, ich hab Scheiße erlebt.
Deine Bar läuft nicht scheiße, weil ich hier rumsitze, sondern weil diese scheiß Stadt scheißtot ist.
Scheiße, okay?
Sascha lächelt.
Ausserdem solltest dich mal wieder rasieren, Sascha, macht 'nen gepflegten Eindruck.
Das sagt der richtige Wichser, was soll das in deinem Gesicht sein? Fuseln?
Scheiße, das ist ein scheiß James Dean Bart, was denn sonst?
Wusstest du dass James Dean bisexuell war, 'bastian?
Scheiße nein, aber ich weiß das du schwul bist.
Beide lachen und Sascha schenkt für sie Beide ein.
Die Kneipe liegt im hinteren Teil des Hafens.
Direkt neben der Straße die zur Autobahn
führt.Morgens riecht es nach Fisch und Abends auch.
Von den zwanzig Fabriken, sind noch zwei in Betrieb
und auch nur um den Hafen stillzulegen.
In den riesigen Stahlgetümen treiben sich meist die letzten Jugendlichen der Stadt rum.
Fast jedes Mädchen der letzten zwei
Generation hat ihre Unschuld, mit dem Gesicht an Stahl gepresst, verloren.
Die Krähne sind großflächig abgesperrt, seit
letztem Sommer zwei Kinder aus dreissig Meter Höhe abgestürzt sind.Es gibt noch eine andere Kneipe als Saschas Fischermans Fiend, nennt sich rote Katze und ist eher ein Bordell mit überteuertem Alkoholausschank. Vor dem ersten Stich ist man zwei Monatsgehalte los. Die meisten Ansässigen ziehen den Strich in der Mitte des Hafens vor, man trifft in der roten Katze nur auswärtige Herren. Meistens fett, im Anzug gekleidet, voller Geld und Schampus.
An den Wänden vom Fischermans Fiend hängen
Bilder aus besseren Tagen.
Männer mit Netzen voller Fischen, Männer in
riesigen gelben Regenjacken, breit grinsend und mit Pfeife im Mund.Über der kaputten Jukebox hängt ein Foto von Sascha und seiner, Gott hab sie selig, Ehefrau.
Wunderschöne Frau mit feurig roten Haaren und einem Gesicht wie gezeichnet.
Ihre blasse Haut hatte immer einen Stich von Adel und Etikette.
Auf dem Foto trägt sie ein eng geschnittenes Kleid, dass mit seinen roten und schwarzen Farben ihre Figur besonders zur Geltung bringt. Sie ist seit einundzwanzig Jahren tot.
Man, Sascha.
Was'n?
Erstens schenk nach und zweitens...wo soll das alles hinführen?
Während Sascha nachschenkt bittet er Sebastian seine Frage genauer zu stellen.
Naja, ich mein, verdammt, vor dreissig Jahren hab ich hier mit meiner Tochter ihren Geburtstag gefeiert.
Alles war gut, ich meine, so richtig gut, scheiße und jetzt ist alles fürn Arsch. Aber so verdammt fürn Arsch,
dass man gar nicht mehr weiß, worüber man zuerst jammern soll?
Jammern ist für Schwuchteln.
Du weißt genau, was ich meine Sascha. Der Hafen ist tot, die Stadt auch und im Grunde genommen
macht uns das zu wandelnden Toten. Wir sind Überlebende auf einem Friedhof.
Wenn du weiter so deprimierendes Zeug redest, bekommst du kein Alkohol mehr.
Weißt du was du bist, Sascha? Du bist ein verdammter Konservativer.
Bin ich nicht.
Bist du wohl.
Fick dich.
Motherfucker.
Er muss da sein.
Sie kann es nicht fassen.Er muss da sein.
Baby, er ist nicht da. Ich hab sogar auf dem Dachboden nachgeschaut.
VERDAMMTE SCHEISSE, kannst du gar nichts richtig machen?
Du Fotze!
Nene, du kannst Jennifer nicht Fotze nennen.
Mach ich aber.
Alter, das machste nur, weil sie dir keinen Bj verpasst hat.
Wollte ich auch nie.
'türlich wolltste das.
Ne?
Doch, du hast mit ihr rumgeknutscht.!
Scheiße.
Tja scheiße, aber wahr.
Diana Wiechmann?
Komm mir nicht mit der rothaarigen Fotze. Frigide und verblödet.
Hey, sie hat Abitur.
Pft, mein Sohn auch und was bekommt er gebacken, er ist ein beschissener Briefträger.
Sascha schlägt das Klassenbuch zu.
Scheiß drauf, macht mich traurig der Scheiß. Sind eh alle tot oder weggezogen.
Die Weiber habens gut, müssen nur den richtigen Kerl heiraten
und wir? Ja scheiße, wir müssen der richtige Kerl sein.
Sebastian nickt, ihm hängt eine fettige Strähne über das Gesicht, sie berührt seine eckige Brille
und hinterlässt einen schmierigen Fleck.
Und wenn wir es nicht sind, dann müssen wir es werden.
Sascha zündet sich eine Zigarette an und schaut kurz auf sein Handy.
Und wenn wir das nich' schaffen, dann können wir uns gleich selber entsorgen.
Ich sachs dir. Wir sollten uns entsorgen.
Enstorgen, Sascha? Du hast Ideen...
Ich hab zumindest keine Angst mehr vor dem Penner mit Sense im Arm.
Ich muss pinkeln.
Baby, lass uns erstmal aus der Stadt raus.
Ich muss aber richtig doll.
Baby, er schaut auf die Strasse und streichelt für einen Moment ihr linkes Knie,
wir müssen aus der Stadt raus.
Aber ich muuuuss, baby?
Ja, okay, wir halten da hinten, vielleicht kann man da noch schnell was trinken.
Ich dachte du willst aus der Stadt raus?
Baby...er reisst sich zusammen und beisst auf die Lippen.
So wunderschön wie sie ist, denkt er sich, darf sie auch mal nerven.
Er hält den Wagen vor dem Fischermans Fiend.
Obwohl nur zwei Leute, inklusive dem dicken Barkeeper anwesend sind,
riecht die komplette Kneipe nach Rauch.
Er geht vor ihr durch die Tür.
Etwas unhöflich, aber vielleicht keine schlechte Idee.
Er hat Violas Vater noch nie gesehen und sein Gesicht ist Violas Vater genauso unbekannt.
Die Tür geht auf.
Sascha schaut an Sebastians Schulter vorbei.
Direkt zur Tür.
Sebastian dreht seinen Kopf und die Haarsträhne hinterlässt einen weiteren Fettfleck
auf seiner Brille.
Ist das...
Das ist doch...
Viola erkennt ihren Vater sofort.
In seinem grauen Hemd, die langen Haare um
die Geheimratsecken zu verbergen.Sein fuseliger Bart, und die braunen Augen.
Das ist mein Vater, Baby, denkt sie und dann sagt sie leise,
Das ist mein Vater, Baby.
Was machst du hier? Sebastian ist irritiert. Solange wie er sie nicht gesehen hatte,
wäre es doch eine Ankündigung wert gewesen.
Wer ist dieser Typ? Mit den roten lockigen Haaren?
Dem Pullover der seine Muskeln erahnen lässt?
Ist das ihr Freund?
Sascha kennt das.
Er riecht Ärger.
Dreissig Jahre Barbesitzer. Die Luft knistert.
Die Sätze werden zwischen zusammengebissenen Zähnen ausgesprochen.
Die Muskeln sind angespannt und die Halsschlagader tritt hervor.
In Filmen hat der Barkeeper immer eine Schrottflinte unter dem Tisch.
Aber Sascha hatte noch nie etwas anderes als seinen Körper und einer schnellen rechten Geraden auf den Kehlkopf.
Doch dann lächelt Sebastian kurz.
Viola flüstert ihrem Begleiter etwas zu.Er nickt und geht wieder raus.
Sie kommt grinsend auf ihren Vater zu, wirft ihre Arme um seinen Hals
und gibt ihm einen Kuss auf die Wange.
Dann setzt sie sich auf den Barhocker neben ihn.
Hallo Papa!
Na Engel?
Wie denn die Reise war, oh die war super und
wie lange sie wohl bleiben.
Wollten eigentlich morgen schon wieder weg,
ob das ihr neuer Freund sei.Ja, seit drei Wochen, Hals über Kopf und so, Papa.
Jaja, er kennt doch seine Tochter
Wieso sie hier sei?
Sie überlegt und überlegt.
Sascha muss fast würgen, es stinkt so sehr
nach Ärger, dass er anfängt zu schwitzen.
Die Geschichte ist zu komisch.So spät in der Nacht hier? Mit diesem komischen Typen? Mit diesen roten lockigen Haaren?
Sein offensichtlich angeberischer Pullover. Mit einem Auto darf man gerne angeben, aber doch nicht mit seinem Körper.
War Sebastians Tochter immer so schön?
Es vergehen fünf Minuten
und diese fünf Minuten enden damit,
dass Sascha eine Schusswunde in der Schulter hat und hinter der Bar liegt.
Er war zwei Minuten ohnmächtig und wundert sich, dass er tatsächlich noch rotes Blut hat.
Violas Freund hat seine Waffe auf Sebastians Kopf gerichtet, Sebastian kniet vor der Bar.
Es ist ein Exekutionskommando.
Befehligt von seiner Tochter, die interessiert an einem kalten Becks nippt.
Sie thront auf einem Barhocker, hat die Beine überschlagen und lässt sie verführerisch hin und her wippen.
In der dritten Minute fing Sebastians Gesicht aus mehren Platzwunden an zu bluten.
Mein Gesicht ist härter als deine Waffe und härter als dein Schwanz sowieso, hatte er gesagt.
Immer noch mutig, Kinderficker?
Du machst einen großen Fehler, Superstar.
Wieso das so sei?
Du hörst auf Frauen, auf die falschen Frauen.
Und du hörst auf deinen ekligen Kinderfickerschwanz.
Wenn ich Kinder ficken würde, Superstar, wärst du der Erste der meinen Schwanz in seinem Mund hätte.
Noch ein Schlag.
Tat nicht weh du Kind.
Noch ein Schlag, Sebastian kippt zur Seite.
Sein graues Hemd hat sich mit Blut
vollgesogen.
Gib mir ne Kippe.
Warum?Du willst mich doch killen, du willst ein Mann sein, Superstar, dann lass mich wenigstens ne Zigarette rauchen.
Eine Minute später hat Sebastian die
Zigarette zur Hälfe aufgeraucht und schaut seine Tochter an.
Wenn deine Mutter das mitbekommen würde, aber
du hast sie ja schon mit deinen Halluzinationen ins Grab gebracht.
Viola lacht. Ich habe ihr nur die Wahrheit
gesagt.Alle guten Frauen sind tot, denkt Sascha.
Sebastian schnippt die Zigarette weg.
So Superstar, bringen wir es hinter uns.
Er richtet die Waffe auf die Stirn des alten Mannes.
Sebastian schaut ihm in die Augen.
Hurensohn, Motherfucker, fick dich du mieses
STÜCK SCHEISSE.
DIE SCHLAMPE WIRD DIR NICHTS ALS ÄRGER
BRINGEN,SCHON DAMALS...ICH WÜNSCHTE ICH HÄTTE SIE WIRKLICH GEF.
Und das Gesicht wird zum Boden.
Sascha zuckt zusammen.
Was er nicht alles im Fischermans Fiend
erlebt hat.
Vergewaltigungen, Schlägereien, ja auch ein
Todesfall.Aber noch nie vorsätzlicher Mord.
Mein Gott,
meingottmeingottmegotmeingottgotgtotgootMEINGOTtich habeinen menschen getltet,wa tatsäch
einen Me.... Luft, ich brauch...Blut, hier istüberallblut.sielacht, sie lacht tatsächlich.
Sascha steht auf, während Violas Freund sich
übergibt.
Ja scheiße, sagt er, während er sich an der
Wand und Theke hochstemmt.Ja, verfickte Scheiße, reicht nicht, dass du, ne, dass du hier meinen Kumpel umbringst.
Verfickte Scheiße, du kotzt auch noch auf seine Leiche.
Ja, ja, ist mir scheißegal, leg mich um und kotz meinetwegen auch auf mich.
Er taumelt an der Bar entlang.
Hebt die Eingangsklappe hoch und schmeisst sich auf einen Barhocker.
Ich wiege verfickte hundertzehn Kilo, Arschloch und muss mich hier rumschleppen.
Violas Freund kotzt weiter.
Sie befiehlt ihm, auch den Barkeeper zu
töten.Aber er kann seinen Blick nicht vom menschlichen Boden abwenden, ist das nicht ein Auge unter dem Fleisch?
Dein Freund scheint das nicht zu wollen, junge Dame.
Fick dich du Schwachkopf.
Fick dich selber, Nutte.
Du redest mit der Tochter deines besten Freundes.
Fick dich, Nutte. Sascha keucht und ihm ist schwindelig.
Er würde ihnen ein Angebot machen, keucht Sascha.
Viola fragt nach.
Sascha grinst, ihr habt zwei Minuten hier zu
verschwinden oder ich bring euch um.
Viola lacht.
Jetzt bring den Fettsack um, Baby.
Endlich reagiert der Superstar.
Noch nicht mal 'ne Zigarette, denkt Sascha.Und dann gesellt er sich zum Boden.
Lieber Strenner,
AntwortenLöschenWir vermissen deine Geschichten und würden uns super freuen etwas neues von dir zu hören!
Beste Grüße,
deine Groupies <3